Zusammenfassung
Die junge Menschenfrau Feyre Archeron lebt mit ihrem Vater und ihren zwei Schwestern, Nesta und Elaine, in einer heruntergekommenen Holzhütte. Durch den finanziellen Ruin, den die Familie Archeron vor ein paar Jahren erlitten hat, ist Feyre gezwungen, regelmässig im Wald jagen zu gehen. Bei einem ihrer Jagdausflüge tötet sie einen grossen Wolf. Sie ahnt aber noch nicht, dass es kein gewöhnlicher Wolf war, sondern ein Fae. Kurz darauf stürmt ein grosses erzürntes Monster in ihre Hütte und verlangt zu erfahren, wer seinen Freund umgebracht hat. Feyre gibt sich zu erkennen, woraufhin das Monster erklärt, dass eine Schuld bezahlt werden muss: ein Leben für ein Leben. Diese Aussage beruht auf einem uralten Vertrag, der zwischen den Menschen und den Fae existiert und während des brutalen Krieges vor 500 Jahren zwischen beiden Parteien ausgehandelt worden ist. Seitdem ist das Menschen- und Faereich klar durch eine Mauer aufgeteilt.
Mit der Ermordung des Fae ist Feyre allerdings vertragsbrüchig geworden. Doch statt sie umzubringen, bietet ihr das Monster, das ebenfalls ein Fae ist und der Herrscher des Frühlingshofs ist, einen Ausweg an. Sie muss den Rest ihres Lebens in Prythian, dem Reich der Fae, verbringen. Schweren Herzens stimmt sie zu, verabschiedet sich von ihrer Familie und macht sich mit dem Fae in eine ungewisse Zukunft auf…
Bevor ich gleich meine zwei Cent zu dem Buch gebe, möchte ich sagen, dass ich dank Laura die Hörbuchversion geniessen konnte. Tatsächlich habe ich vorher noch kein Hörbuch gehört, weswegen das hier eine komplett neue Erfahrung war. (Falls ihr da draussen bisher auch nur physische Bücher verschlungen habt und erst vor Kurzem mit Hörbüchern angefangen habt: Ihr wisst, was ich meine.) Wer nicht weiss, was ich meine, für den möchte ich kurz die Vor- und Nachteile von Hörbüchern aufzählen. Vorteile: Man kann wunderbar mehrere Sachen auf einmal machen und während des Hörens kochen, malen oder sogar damit einschlafen – Schlafmodus sei Dank. Nachteile: Zu Beginn konnte ich mich fast nicht darauf konzentrieren und hatte Mühe, in den Rhythmus zu kommen. Ausserdem war die Stimme der Sprecherin nicht immer angenehm. Aber der zweite Punkt ist ja eher subjektiv. Vielleicht habt ihr damit überhaupt keine Probleme. So, genug gefaselt. Kommen wir wieder zum Wesentlichen.
Review
Sarah J. Maas, die Autorin der Buchreihe, hat einen so angenehmen und fliessenden Schreibstil, dass man sofort in ihre Welt(en) eintaucht. (Siehe auch: Throne of Glass) Das ist mir sofort bewusst geworden, als Feyre noch im ersten Kapitel im eisigen Winterwald unter einem Gebüsch hockt und auf Beute wartet. Man wird sofort in die Szene versetzt und bibbert mit der guten Frau mit. Und während man hört (oder liest) stellt man sich auch unterbewusst Fragen. Wieso muss sie jagen? Was sind die Hintergründe?
Im ersten Teil der bis jetzt fünf Bände, erfährt man zwar bis gut in der Hälfte des Buches noch nicht viel über diese und die Welt an sich, gerne weiterhören oder lesen tut man aber trotzdem.
Feyre selbst wird mit der Ankunft in Prythian in eine völlig neue Welt getaucht, genau wie wir auch. Und da die Geschichte in der Ich-Perspektive geschrieben ist, verfolgen wir ihre Gedankengänge hautnah. Was mir beim Hören aufgefallen ist, ist, dass die Geschichte zunächst sehr an das Märchen von «Die Schöne und das Biest» erinnert. (Tatsächlich habe ich gelesen, dass Sarah J. Maas sich von der Geschichte hat inspirieren lassen) Feyre wird, genau wie Belle, mehr oder weniger auf einem sehr stattlichen, rosenbehangenen Anwesen festgehalten. Zwar darf sie es verlassen, weit kommen würde sie als Mensch aber nicht in Prythian. Denn die Fae mögen die Menschen genau so wenig, wie sie selbst es tun. Feyres Gönner/Fänger/Entführer ist kein anderer als Tamlin, der Herrscher des Frühlingshofs, selbst. Und genau wie das Biest ist er mürrisch und oftmals unzugänglich. Das gesagt, braucht es also einige Zeit, bis wir uns als Leser:in für den Herrn erwärmen können. Zumindest erging es mir so.
Charaktere
Im ersten Teil der Reihe werden tatsächlich nicht viele Charaktere vorgestellt. Als Hauptcharaktere würde ich Feyre und Tamlin bezeichnen, wobei Tamlins bester und loyaler Freund und Botschafter Lucien und die Kammerzofe/Hauswirtschafterin Alis, ebenfalls sehr oft vorkommen. Daneben werden ein paar Fae und andere Kreaturen, sowie Feyres Familie vorgestellt. Oh, und nicht zu vergessen Rhysand und Amarantha. Wobei ich hier sagen muss, dass mich Rhysand sofort in seinen Bann gezogen hat. Sorry, Tamlin.
Apropos Tamlin. Ich weiss, dass ich hier bei vielen auf Unverständnis stossen werde, aber Tamlin ist einfach nur langweilig. Nur die ersten paar Minuten, in denen er in seiner Tiergestalt durch die Tür der Holzhütte berstet, sind wirklich spannend. Danach … tote Hose. Warum sich Feyre schlussendlich in Tamlin verliebt hat, bleibt mir ein Rätsel.
Wer hingegen SOFORT mein Interesse hatte, war Rhysand. Ja, ja, ich weiss. Bad Body Alarm vom Feinsten. Aber, wenn Feyre selbst schon denkt, dass er der schönste Mann ist, der ihr je begegnet ist, kann ich da doch nicht widersprechen, oder? Zwar kommt er nicht oft vor, aber charismatisch und verführerisch ist der Gute allemal.
Wen ich ebenfalls nicht ausstehen konnte – zumindest am Anfang – war Lucien. Nicht nur, dass er unglaublich überheblich war. Er musste die arme Feyre auch noch gehörig von oben herabbehandeln. Wobei das eigentlich jeder Fae getan hat. Auch Alis war mit ihren schneidenden und unhöflichen Kommentaren nicht sehr hoch auf meiner Like-Liste.
Wer hingegen von Anfang an toll war, war der Suriel. Sarah J. Maas beschreibt ihn zwar als recht gruselig und – wenn wir ehrlich sind –, richtig hässlich. Ich konnte aber nicht vermeiden, dass er mir sofort sympathisch war. Warum? Weil er, wie sich in den späteren Büchern herausstellt, sehr gerne redet und genau wie Feyre ein Träumer ist.
Ein im ersten Teil wichtiger Charakter, der aber tatsächlich erst sehr spät eingeführt wird, ist Amarantha. Sie ist die Bösewichtin in der Geschichte und weiss diese Rolle auch verdammt gut zu spielen. Feyre fürchtet sich – zu Recht – vor ihr und verspürt eine tiefe Abneigung gegen sie. Verständlich, wie ich finde. Und weil Sarah J. Maas sich darauf versteht, Charakteren Leben einzuhauchen, hasst man Amarantha in nur wenigen Minuten ebenfalls.
Alles in allem würde ich sagen, dass der erste Band der Reihe im Bezug auf die Charaktere nicht sehr spannend war. Zwar waren sie alle sehr gut ausgearbeitet und fühlten sich authentisch an, sie waren mir persönlich schlichtweg zu wenige. In einigen Momenten überkam mich das Gefühl, dass sie auch sehr eindimensional waren. Praktisch alle Fae, denen Feyre begegnet, hassten und dachten dasselbe. Ich verstehe, dass das den Hass zwischen Menschen und Fae unterstreichen soll. Aber wenn Feyre nach 300 Seiten immer noch angefeindet wird, wird das langsam zäh.
Handlungsstränge
Nebst den Charakteren sind die Handlungsstränge in einer Geschichte ein wichtiger Bestandteil. Was wird passieren? In welche Richtung entwickelt sich die Geschichte? All das sind Fragen, die sich mir während des Lesens sofort stellen sollten. Auch mit diesem Buch sind die Fragen aufgekommen, allerdings mehr, weil ich endlich wissen wollte, wann die Action losgeht. Denn zwischen dem Wolfsmord und dem tatsächlichen Showdown zwischen Feyre und Amarantha, passiert handlungstechnisch nicht viel. Die meiste Zeit verbringt Feyre damit, durch den Rosengarten zu gehen, das Haus zu erkunden oder sich mit Tamlin und Lucien beim Essen zu unterhalten. In diesem Punkt ist das Buch leider etwas seeeehr schleppend.
Weiterempfehlung: ja oder nein?
Ich sage es direkt: Hätte mich Laura nicht überredet, weiter zu hören und mich auf die nächsten Bände neugierig zu machen, hätte ich mittendrin aufgehört zu lesen. Es ist mir schlichtweg einfach zu langatmig gewesen. Und auch die Liebesgeschichte zwischen Feyre und Tamlin hat sich von Anfang an nicht authentisch angefühlt (Im zweiten Band wird dann auch schnell klar, warum.) Wenn ich zurückschaue und überlege, was mir vom Buch hängengeblieben ist, dann wären es Abendessensszenen, Beleidigungen Feyre gegenüber, ein langweiliger Tamlin und ein verdammt heisser Rhysand. Würde ich das Buch weiterempfehlen? Nein. Würde ich die Bücherreihe weiterempfehlen? Verdammt ja! Lasst mich auch erklären, warum ich das sage.
Bleibt dran, der zweite Band wird spannend!
Wenn es einen sprichwörtlichen Lichtblick am Ende des Tunnels gibt, dann ist das der zweite Band. Und der Dritte und Vierte. DANN erst geht die Party richtig los! Und alles Negative, dass ich mir hier gerade von der Seele geschrieben habe, rückt in den Hintergrund. Denn ab dem zweiten Band nimmt die Handlung fahrt auf und oh mein Gott, es lohnt sich, dranzubleiben und die Bücher zu lesen. Wenn ich sage, dass ich sie verschlungen habe, dann ist das eine Untertreibung. Leser:innen werden mit tollen Twists, spannenden Charakteren und hammermässigen Überraschungen nur so beladen. Ich weiss nicht, was sich die Autorin beim ersten Band überlegt hat, aber für mich scheint dieser fast von der Reihe losgelöst zu sein. Könnte ich diesen Teil überspringen, ich würde es sofort tun. Doch leider geht das nicht. Wer also die Zähne zusammenbeissen kann und will, sollte sich durch den ersten Teil kämpfen. Und ich verspreche: Es wird sich lohnen.
Hörspiel von Dornen und Rosen
Für alle, die jetzt von meiner eher negativen Review abgeneigt sind: Es gibt Hoffnung. Das Hörspiel von Dornen und Rosen ist unglaublich gut gemacht worden und ist sehr empfehlenswert. Dank des vollständigen Casts erhalten die bis dahin eher langweiligen Charaktere endlich Tiefgang. Und die Hintergrundgeräusche und Musik lassen einen Film vor unserem geistigen Auge abspielen. Wir beide haben es geliebt und würden das auf jeden Fall über das normale Hörbuch stellen.
Der Frühlingshof hat euch zum Backen inspiriert? Dann versucht euch an unsere Heidelbeertorte mit Schokoladenboden.